Dankbarkeit als Weg zum Glück

Was macht Menschen glücklich? Mit diesem Thema beschäftige ich mich seit vielen Jahren sowohl in meinem eigenen Leben als auch in meiner Arbeit, in der ich Menschen auf der Suche nach mehr Glück und Erfüllung begleite. Viele Menschen hoffen, glücklich zu werden, wenn sie endlich mehr Geld verdienen, den richtigen Partner finden, ihr Wunschgewicht erreichen oder was sonst ihre Wünsche sind. Wunscherfüllung macht manchmal glücklich, oft aber auch nicht. Wenn ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung geht, entsteht oftmals ein Gefühl der Leere. Es kann sich sogar anfühlen wie ein Abschied, ja sogar wie Tod. Merkwürdig, nicht wahr?

Zunächst einmal: was ist Glück? Einer meiner Lehrer sagte, es gibt 2 Arten von Glück: Das grosse Glück, das einem stillen inneren Leuchten gleicht, das Dich ganz und gar erfüllt und Dich mit allem in Einklang fühlen lässt. Und das kleine Glück, das sich äussert in übersprudelnder Lebenslust, Dich tanzen und singen und lachen und wie ein kleines Kind fühlen lässt. Für mich ist Glück, die Verbindung zu Gott zu fühlen, zur Schöpfung, zu allem, was ist.  Mein Weg zum Glück ist Dankbarkeit.  Wann immer ich mich dankbar fühle, anerkenne ich das, was ist, so wie es ist. Ich nehme alles wahr, sehe den Himmel, die Blumen, Tiere, Menschen immer wieder mit neuen Augen. Ich staune über die Vielfalt der Schöpfung, die vielen Geschenke des Lebens. Und wenn ich das tue, bin ich glücklich. Ich fühle Liebe und Vertrauen ins Leben und die Existenz.

Manchmal mache ich eine kleine Übung nur für mich selbst: Ich halte inne bei dem, was ich gerade tue und denke an alles, für das ich dankbar bin, zum Beispiel jetzt, während ich diesen Artikel schreibe: Ich bin dankbar für die Möglichkeit, zu schreiben, denn das ist eins der Dinge, die ich liebe. Ich bin dankbar für meinen Arbeitsplatz, den Computer, den Garten vor meinem Fenster, den Regen, der die Bäume und Blumen befeuchtet. Ich bin dankbar für meinen Beruf. Für meine Freunde. Dafür, dass mein Körper gesund ist. Dafür, dass ich jeden Tag zu essen habe. Und noch vieles mehr, wenn ich einmal anfange mit dankbar sein fällt mir immer noch mehr ein, und mit jedem dankbaren Gedanken werde ich ein bisschen glücklicher.

Nun könnte jemand sagen: „Und was ist mit den Ritualen, die man schon Kindern beibringt: Sag schön danke, wenn Du etwas bekommst“? Sind die nicht oft einfach nur so daher gesagt oder gar aufgezwungen? Mag sein. Doch besser ein Ritual des Danke Sagens als eins des Hasses. Denn auch das ist eine Erfahrung: Was ich früh einübe und immer wieder tue, geht irgendwann in Fleisch und Blut über und gehört wie selbstverständlich zum Leben. Ich begegne jedenfalls lieber Menschen, die automatisch danke sagen als solchen, bei denen eine „Scheiss –egal“ oder gar „Fuck you“ – Haltung ihr Leben bestimmt. Hinzu kommt, dass die Resonanz auf ein „Danke“ immer positiver ist als auf die oben genannten Verhaltensweisen. Nicht nur von Menschen, auch von der Existenz. Wenn wir dankbar sind für das, was wir bereits haben, werden wir belohnt, indem immer mehr auf uns zufliesst. Danke sagen für ein Ziel, das wir erreicht haben hilft, es zu geniessen. Dankbarkeit als Übung kann Dein Herz öffnen, auch in Momenten, in denen es gerade zu ist wie eine Auster.

In meinen Visions- und Zielseminaren beginne ich häufig mit einer kleinen Aufgabe. Ich bitte die Teilnehmer, alles aufzuschreiben, wofür sie dankbar sind. Und jedes Mal erlebe ich, dass die anfänglich oft etwas gedrückte Stimmung einer optimistischen Haltung weicht. „Ich wusste ja gar nicht, wie viel ich habe, wofür ich dankbar sein kann“. Und dann schleicht sich – fast unbemerkt- ein glückliches Lächeln in die Gesichter.  Ein Leben in Dankbarkeit macht glücklich, und glückliche Menschen bereichern andere, sich selbst und nicht zuletzt unseren Planeten.

 

 

Wer mehr zu dem Thema wissen möchte, dem sei die Webseite von Bruder David Steindl-Rast empfohlen: www.gratefulness.org.